Namensgeber
Seit 1977 befindet sich die ehemalige Handelslehranstalt Mosbach im neuen Gebäude im Katzenhorn. Bei der Namensgebung entschied sich die Gesamtlehrerkonferenz, noch zu seinen Lebzeiten Dr. Ludwig Erhard zum Namenspatron zu wählen.
Nach dieser eigenhändigen Genehmigung wurde unsere Schule die erste in Deutschland, die den Namen Ludwig Erhards tragen durfte.
Auch die FAZ begrüßte diesen Schritt und nannte ihn "Schul-Beispiel" in ihrem Artikel kurz nach Erhards Tod.
Ludwig Erhard Biografie
1897 - 1977 |
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4. Februar 1897 |
In Fürth (Bayern) als Sohn des Textilwarenhändlers Wilhelm Philipp Erhard und seiner Frau Augusta, geb. Hassold geboren |
1913 - 1916 |
Nach dem Besuch der Realschule kaufmännische Lehre in Nürnberg |
1916 - 1918 |
Soldat im Ersten Weltkrieg und 1918 bei Ypern an der Westfront schwer verwundet |
1919 - 1925 |
Studium der Wirtschaftswissenschaften und der Soziologie an der Handelshochschule Nürnberg, anschließend Studium der Betriebswirtschaft, Nationalökonomie und Soziologie an der Universität Frankfurt/Main, anschließend Promotion zum Dr. rer. pol. |
1923 |
Heirat mit Luise Schuster. Aus der Ehe geht eine Tochter hervor |
1928 - 1942 |
Wissenschaftlicher Assistent und später Stellvertretender Leiter des "Instituts für Wirtschaftsbeobachtung der deutschen Fertigware" in Nürnberg. Das Institut betreibt in erster Linie Konsumforschung |
1942 |
Erhard verlässt das "Institut für Wirtschaftsbeobachtung" und gründet mit dem "Institut für Industrieforschung" ein eigenes Konsumforschungsinstitut |
1944 |
Fertigstellung und Übersendung der Denkschrift "Kriegsfinanzierung und Schuldenkonsolidierung" an Carl Goerdeler, in der Erhard von der Voraussetzung eines für Deutschland verlorenen Krieges ausgeht |
1945 - 1946 |
Wirtschaftsminister in Bayern |
1947 |
Vorsitzender der "Sonderstelle Geld und Kredit" in Bad Homburg; Vorbereitung der Wirtschafts- und Währungsreform in den westlichen Besatzungszonen |
1948 |
Direktor der "Verwaltung für Wirtschaft des Vereinigten Wirtschaftsgebietes" in Frankfurt am Main - Einleitung der Sozialen Marktwirtschaft |
1949 |
Nach den Wahlen zum 1. Deutschen Bundestag wird Erhard Wirtschaftsminister im 1. Kabinett Adenauer |
1952 |
Mitglied des Ministerrats der Montanunion und Deutscher Gouverneur der Weltbank |
1957 - 1963 |
Vizekanzler und Wirtschaftsminister im 3. Kabinett Adenauers |
1963 |
Nach dem Rücktritt Adenauers wählt der Deutsche Bundestag Erhard mit 279 zu 180 Stimmen zum Bundeskanzler |
1965 |
Wiederwahl zum Bundeskanzler |
1966 - 1967 |
Bundesvorsitzender der CDU |
1. Dezember 1966 |
Rücktritt Ludwig Erhards als Bundeskanzler. |
1969, 1972, 1976 |
Als CDU-Kandidat in den Bundestag gewählt |
1977 |
Ehrungen als "Vater des Wirtschaftswunders" |
5. Mai 1977 |
Ludwig Erhard stirbt in Bonn |
Zitate
* "Ein Kompromiss ist die Kunst, einen Kuchen so zu teilen, dass jeder meint, er habe das größte Stück bekommen."
* "Ich habe in meinem Leben die Erfahrung gemacht, dass man mit kleinen Dingen allzu leicht scheitert, dass aber große Pläne von jener Faszination erfüllt sind, die auch die Menschen rührt und die schon einen Teil des Gelingens ausmacht."
* "Die Richtung ist klar, die wir einzuschlagen haben, die Befreiung von der staatlichen Befehlswirtschaft, die alle Menschen in das entwürdigende Joch einer alles Leben überwuchernden Bürokratie zwingt, die jedes Verantwortungs- und Pflichtgefühl aber auch jeden Leistungswillen abtöten und darum auch den frömmsten Staatsbürger zum Rebellen machen muss"
* "Ich fühle mich verantwortlich, dass die von mir verfolgten Ziele nicht im Sinne einer Interessenpolitik nur einzelnen Schichten zugute kommen, sondern der Wohlfahrt des ganzen Volkes dienen. Dabei erstrebe ich auch die engste Zusammenarbeit mit den Vertretungen der Arbeitnehmer und Arbeitgeber und bin bemüht, diese in meine politischen Entscheidungen paritätisch einzuschalten."
* "Aus rauer Gegenwart eröffnet sich ein versöhnlicher Anblick in eine für unser Volk wieder glücklichere Zukunft."
* "So sinnvoll nach logisch rationalen Erwägungen die Priorität der Angebotspolitik sein mag, um menschliche Arbeit ergiebig zu machen, so irrational ist doch auch diese Politik, wenn sie demgegenüber die menschliche Arbeit - oder besser den arbeitenden Menschen - als nur sachlichen Produktionsfaktor wertend, auf längere Sicht völlig vernachlässigen zu können glaubt."
* "Gewisse Schwächen der Demokratie ... liegen nicht so sehr in den demokratischen Spielregeln selbst als in der Art und dem Geist ihrer Handhabung"
* "Nicht die Zahl und die Größe der Schlagzeilen, die ein Politiker macht, sind Gradmesser für eine richtige Politik, sondern eher die innere Sicherheit, sich in der Geradlinigkeit seines politischen Handelns nicht von billigen Schlagzeilen beirren und vom rechten Wege abdrängen zu lassen."
* "...die Völker der Welt sind im Begriff, in eine neue Epoche der Weltgeschichte einzutreten. ... Diese künftige Weltgeschichte wird die Geschichte von Völkern sein, und sie wird durch die Leistung von Menschen bestimmt werden, die ihr Volk und ihr Land lieben."
Geschichte
Trümmer, schlechte Versorgungslage, Unterernährung, Tausch- und Schwarzhandel, rationierte Lebensmittel, wertloses Geld - die Nachkriegszeit in Deutschland verhieß wenig Gutes. Erst als bayerischer Wirtschaftsminister, dann als Vorsitzender der "Sonderstelle Geld und Kredit" in Bad Homburg und schließlich als Direktor der Verwaltungsstelle Wirtschaft für die Westzonen in Frankfurt am Main: Bereits in dieser Zeit gehörte der promovierte Politologe und Nationalökonom Ludwig Erhard zu denjenigen, die an entscheidender Stelle den Weg aus der Misere wiesen.
Nach der Währungsreform hob er 1948 im Alleingang die Bewirtschaftung und Preisbindung für zahlreiche Güter auf und stellte so die Weichen für seine Philosophie der sozialen Marktwirtschaft, die schließlich die Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland so nachdrücklich prägen sollte. Freier Wettbewerb und soziale Verantwortung waren für den "Dicken mit der Zigarre" auch als Bundeswirtschaftsminister keine Gegensätze.
Das Amt übte der CDU-Politiker von der Gründung der Bundesrepublik Deutschland 1949 bis zu seiner Wahl zum Bundeskanzler nach dem Abtreten Konrad Adenauers 1963 länger aus als jeder seiner Nachfolger. Es war die Zeit des in aller Welt gerühmten deutschen Wirtschaftswunders, das für immer untrennbar mit Erhards Namen verbunden bleibt. Er sorgte für die politischen Voraussetzungen, die Bundesrepublik endgültig aus der Not der Nachkriegszeit heraus zu führen und zu einem wirtschaftlich starken europäischen Verbündeten zu machen. Wohlstand für alle war Erhards Ziel, das er mit Nachdruck verfolgte. Nur scheinbar im Widerspruch dazu standen seine Maßhalte-Appelle.
In seine nur kurze Kanzlerzeit1963 bis 1966 fiel unter anderem die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zu Israel. Erhards Regierungstätigkeit war allerdings auch von Problemen in den politischen Beziehungen zu Frankreich und den USA sowie innenpolitisch von Auseinandersetzungen mit Intellektuellen und Schriftstellern geprägt, die er einmal als "Pinscher" bezeichnete. Dennoch gewann Erhard 1965 souverän die Bundestagswahl und entwickelte danach sein Modell einer "formierten Gesellschaft".
Ende 1966 dankte er ab, nachdem die CDU die Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen verloren, die FDP im Streit um die Steuer- und Haushaltspolitik die Koalition verlassen hatte und in der CDU der Ruf nach einer großen Koalition immer lauter geworden war. Sein Nachfolger wurde Kurt Georg Kiesinger als Chef einer Regierung aus CDU/CSU und SPD. Ludwig Erhard aber blieb bis zu seinem Tod 1977 ein über die Parteigrenzen hinweg geachtetes Mitglied des Deutschen Bundestags.